11. Juli 2013

Bartoli - my two cents

Ich wollte, nein, sollte? Nein, wollte mal wieder bloggen, und zwar ohne euch mit Rezepten auf den Keks zu gehen.
Dieses Mal ist es, weil ich mich über etwas aufgeregt habe. Genauer gesagt, ich rege mich darüber schon seit Jahren innerlich immer wieder auf, und irgendwo hat es doch wieder was mit dem Thema "Essen" zu tun. 

Mein Aufhänger war der Wirbel um die Wimbledon-Siegerin Bartoli.
Ich dachte zuerst, ich les nicht richtig. 
Was hat das äußere Erscheinungsbild mit der gezeigten Leistung zu tun? Warum muß man da ein Riesen Fass aufmachen, und sich in einer Art und Weise im Netz offerieren, dass man sich als halbwegs kultivierter Mensch wieder einmal fremdschämen muß?
Ach ja, richtig, sie ist ja eine Frau. 
Nein, das wird jetzt kein "mimimi die Männer sind so scheiße-Eintrag".
Ich kann mich nur beim besten Willen nicht erinnern, wann jemals ein Mann, der nicht in das gesellschaftliche Ideal passt, so beleidigt worden wäre.
Aber bei Frauen sieht das natürlich ganz anders aus.
Egal ob sie dick, dünn, groß oder klein ist, es dreht sich immer irgendwie, irgendwo ums äußere.
Frauenzeitschriften beginnen seit Jahren das Frühjahr mit 10 Tipps wie Sie garantiert Ihre Bikinifigur erreichen, Die besten Diätrezepte (ohne zu hungern!) und ähnlichem Quark, und verkaufen sich so gar nicht mal schlecht.
Gibt es nichts wichtigeres als sein ganzes Leben schön, schlank, jung, und vor allen Dingen begehrenswert auszusehen, und wie langweilig muß manchen Menschen sein, die ihr Selbstwertgefühl nur durch abfällige Kommentare pushen können? Ganz beliebt sind diese: Mach mehr Sport, ernähr Dich gesünder (du fette Kuh), nimm ab dann kostest Du der Krankenkasse und damit uns allen weniger gefolgt von wenn sich die Oberschenkel berühren ist man eklig fett. Äh ja. Wären die Kommentatoren alle selbst Adonis (oder, da viele Frauen ja genauso abgedreht ticken, das weibliche Pendant) könnte ich das ja unter Umständen noch versuchen zu verstehen.
Leider scheinen diese Individuen ihren Mist auch noch zu glauben, und untermauern dies mit halbseidenen wissenschaftlichen Studien und Statistiken (wie war das doch gleich? Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast?), die sich a) eh ständig ändern und b) niemals wirklich neutral sind. Dafür werden sämtliche Vorurteile auf den Tisch gepackt: Dicke sind unsportlich, die haben hohen Blutdruck, die riechen immer nach Schweiß, die fressen den ganzen Tag, muß die/der Dicke da noch zum McDonalds gehen, um nur einige zu nennen, oder, die Gegenrichtung iss mal was, ernährst du dich noch von was anderem außer Kaffee und Ziggis, Hungerhaken, wandelnder Kleiderständer, bla bla.
Klar wird Übergewicht irgendwann kritisch für die Gesundheit. Untergewicht allerdings auch. Bloß, was mache ich, z.B., wenn ich Kortison oder andere Medikamente nehmen muß, zu deren Nebenwirkungen Gewichtszunahme zählt? Oder ich im Schichtdienst arbeite, und nicht regelmäßig zum essen komme? 
Wer maßt sich eigentlich an darüber zu bestimmen wann es ein zuviel oder ein zuwenig ist? Ist es die Mode? Designer (so von Schlage Aberzombie, oh, pardon Abercrombie)? Die Gesellschaft? 
Ist doch paradox. Jede/r möchte individuell, einzig und nicht artig sein. Geht man aber mit offenen Augen durch die Stadt, begegnen einem überall Klone (zumindest in der entsprechenden Altersklasse). Die gleiche Frisur, Klamotten auch, die Herren der Schöpfung in Karo, die Damen in Shorts oder Leggins, und alle mit ähnlich debilem Gesichtsausdruck.
Wer sich für alternativ hält, trägt teuerste Marken und rennt im Großen und Ganzen genauso herum wie der Rest auch, aber hat das halbe Gesicht voller Metall und mindestens einen Teil des Körpers bildhaft verziert, egal, ob es zu einem passt, oder nicht. Hauptsache, man ist schlank, Rundung bitte nur oben erwünscht.
Hatten wir das nicht übrigens erst vor wenigen Jahrzehnten? Das Ideal von groß, blond und blauäugig?
 
Welches Bild wird durch solche Annahmen eigentlich von den Männern gezeichnet? Stehen alle Männer per se auf die vielgerühmte 90-60-90 (oder mittlerweile ja eher 90-50-100)? Was ist mit homo/bi/trans* ? Wird auch den Männern auf eine mir unbekannte Weise eingetrichtert, dass man diesen oder jenen Typ bevorzugen muß?

Ich bin die Eintönigkeit langsam satt, schlimmer noch, manchmal habe ich das Gefühl, mich in einem modernen 1984 zu befinden. 

Klar, wenn ich einem Menschen begegne, hängt der erste Eindruck vom äußeren ab. Unterbewußt wird eine Checkliste durchgearbeitet, und danach das weitere Verhalten geplant. Nur, vielleicht täuscht der erste Eindruck manchmal? 
Ich denke, jede/r hat doch seine Lebensberechtigung.
Und ob man dick oder dünn ist, sollte doch sowas von egal sein.
Und auch wenn dieser Satz so abgedroschen klingt, ja, ich denke, dass die inneren Werte zur Zeit sehr vernachlässigt werden.

Um den Bogen zurück zum Ausgangsthema zu schlagen: Da hat eben die Bessere gewonnen. Herzlichen Glückwunsch.

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