Ja ich weiß, ich beschäftige mich hier ja in erster Linie mit dieversen Versuchen etwas essbares auf den Tisch zu bringen. Nichtsdestotrotz zähle ich mich nicht zum bunten Durchschnitt der Bevölkerung, sondern fühle mich in den dunkleren Gefilden zuhause.
Einer der "Szene"-Blogs, spontis, stellt nun, zum Jahresanfang 2016 die Frage, wie man den Weg zur Szene gefunden hat. Da ich nun keine Freundin langer Worte bin, kann es sein, dass mein Artikel hierzu etwas knapp ausfällt, und ich bitte dafür jetzt schonmal um Entschuldigung.
Es muß um den Jahrtausendwechsel gewesen sein, als ich zum ersten Mal tagtäglich mit einem Mitglied der "Dark Side" zu tun hatte, sie war eine Klassenkameradin und ist bis heute eine liebe Freundin. Es war nicht nur ihr Stil sich zu kleiden, sondern auch ihre ganze Art und Weise, offen, freundlich, ehrlich, was zwar sehr im Kontrast zu ihrer äußeren Erscheinung stand. Mein Interesse war geweckt worden, denn wirklich zuhause fühlte ich mich in der "bunten" Welt nicht.
Allerdings dauerte es bis nach dem Abi, bis ich mich intensiver mit der schwarzen Subkultur beschäftigte, und ich muß gestehen dass ich musikalisch nicht immer auf einer Linie war, sondern es genügend Irrungen und Wirrungen gab. Meine "Einstiegsband" waren Subway to Sally, ja, da streitet man sich, ist das doch eher Mittelalter und kein Gothic, aber das war der akkustische erste Berührungspunkt mit der Szene. Heute habe ich zwar noch CDs, aber sie finden den Weg in meinen CD-Player nicht mehr.
Es folgten Stippvisiten im Dunkeltechno, Düsterpop, bis ich irgendwann das gute alte Vinyl für mich entdeckte, dem ich bis heute treu geblieben bin, wenn auch natürlich das web 2.0 für genügend Nachschub sorgt, sei es auf den klassischen, oder digitalen Wege.
Äußerlich war ich nie eine der schillernden Erscheinungen die diese Szene zu bieten hat. Komplett schwarz wurde mein Schrank erst spät, da war ich schon Ü20, und langsam wanderten lange Röcke, Korsetts und einiges andere an "Szenekleidung" in die Regale. Allerdings sind diese Stücke wenig alltagstauglich, und sie wurden nur am Wochenende getragen, so dass ich im "normalen Leben" auf ein fröhliches schwarz in meinem regulären Klamotten zurückgriff.
Mit dem Makeup verhielt es sich nicht ganz genau so, hier experimentierte ich im Alltag durchaus, besann mich aber schnell auf einen leichten Touch.
Was mich nur bis heute begleitet, ist ein Hauch von Patchoulie, das gab und gibt mir ein Gefühl von Heimat.
Komme ich nun zum wichtigsten Punkt: dem Gefühl. Ich habe in dieser Szene nie erlebt dass ich mich rechtfertigen mußte keinen Alkohol zu trinken, und ich fühlte mich auch von den Leuten her, die ich langsam, wenn auch vermehrt übers Netz kennen lernte, ehrlich willkommen geheißen und zuhause. Ich kann sein wer und wie ich bin, niemand der mich auffordert doch mal zu lächeln (warum sollte ich, wenn mir nicht danach ist?) und ich habe eine gewisse Ruhe.
Ach ja, natürlich haben meine Eltern versucht mir diese depressive Farbe und die Musik auszureden. Haben sie aber, wie man sich wohl denken kann, nicht geschafft.
So ihr Lieben, das war ein kurzer Abriss wie ich, zwar spät, aber letztlich doch, schwarz wurde.